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1. Einführung in die Bedeutung der Selbstwahrnehmung

Im ersten Abschnitt besprachen wir wichtige Hintergrundinformationen über Persönlichkeit und warum Persönlichkeitsfehler mit hoher Wahrscheinlichkeit unsere Fähigkeit, uns als Menschen zu entwickeln, ausbremsen. Persönlichkeitsfehler sind einer der Hauptgründe unseres Unglücklich-seins. Wenn man aufgrund seines Schicksal Leiden ertragen muss, sind es die Persönlichkeitsfehler, durch die wir dieses Leiden erfahren. Noch wichtiger für jene, die aufrichtig spirituelle Entwicklung suchen; für sie können Persönlichkeitsfehler die Fähigkeit, sich spirituell zu entwickeln, ernsthaft beeinträchtigen, je nach dem spirituellen Weg, dem sie folgen. Wenn jemand einmal psychisch gesund und stabil ist (d.h. weniger Persönlichkeitsfehler), ist es für ihn leichter, schnell spirituelle Fortschritte zu machen und durch Spirituelle Praxis eine ideale Persönlichkeit zu entwickeln.

2. Was ist Selbstwahrnehmung?

Jeder, der sich der Selbstverbesserung, persönlichen Entwicklung oder einem höheren Ziel der spirituellen Entwicklung widmet, muss wirklich versuchen sich selbst zu verstehen. Denn nur wenn wir selbst verstehen, was uns fehlt, können wir uns bemühen, uns zu bessern.

Definition der Selbstwahrnehmung:

  1. Selbstwahrnehmung ist die Fähigkeit eines Menschen, in sich zu gehen und
  2. Dies beinhaltet, ein Verständnis und eine Einsicht in die eigenen Stärken, Qualitäten, Schwächen, Fehler, Ideen, Gedanken, Überzeugungen, Ideale, Antworten, Reaktionen, Einstellung, Gefühle und Motivationen zu gewinnen.
  3. Dieses In-sich-gehen bedeutet auch zu beurteilen, wie man von anderen wahrgenommen wird und
  4. Wie andere von unserem Verhalten, unseren Antworten und Benehmen beeinflusst werden

Psychologen gliedern Selbstwahrnehmung oft in zwei verschiedene Arten, in öffentliche und private oder intime.

  1. Öffentliche Selbstwahrnehmung: Diese Art ergibt sich aus der Wahrnehmung, wie man auf andere wirkt. Öffentliche Selbstwahrnehmung tritt in Situationen auf, wenn Menschen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, also bei einer Präsentation oder im Gespräch mit Freunden. Diese Art Selbstwahrnehmung zwingt Menschen oft dazu, sich nach sozialen Normen zu richten. Wenn wir wissen, dass wir beobachtet und beurteilt werden, versuchen wir oft, uns so zu benehmen, wie es gesellschaftlich akzeptiert und erwünscht ist. Kurz, wir zeigen beste Umgangsformen, die nicht unbedingt unserem Charakter entsprechen. Öffentliche Selbstwahrnehmung kann auch zu ‘Öffentlichkeitsscheu’ führen und Menschen sind gestresst, ängstlich oder beunruhigt, wie sie von anderen wahrgenommen werden könnten.
  2. Intime Selbstwahrnehmung: Diese Art geschieht, wenn Menschen sich einiger Aspekte selbst bewusst werden, aber einzig auf intimer Ebene. Zum Beispiel, wenn Sie ihr Gesicht im Spiegel sehen, ist das eine Art intimer Selbsterkenntnis. Das Gefühl im Magen, wenn Sie erkennen, dass Sie vergessen haben, für einen wichtigen Test zu lernen oder das Herzflattern, wenn Sie sich zu jemandem hingezogen fühlen, sind gute Beispiele von privater Selbstwahrnehmung. Enge Familienmitglieder und Freunde wissen um einige Aspekte unseres intimen Selbsts, da wir ihnen gegenüber nicht wachsam sind. Doch sie sind unschätzbare Hilfen für unsere eigene Einschätzung.

Wenn wir es trainieren, uns selbst wahrzunehmen und wie uns andere empfinden, lernen wir viel mehr Nuancen unseres Charakters von einem Augenblick zum andern. Daher können wir unsere Persönlichkeitsfehler besser überwinden und erkennen, wo unsere Stärken sind. In den folgenden Abschnitten prüfen wir einige Wege, wie man seine Selbstwahrnehmung erhöhen kann.

3. Wie erhöht man die Selbstwahrnehmung – Durch Selbstbeobachtung

Um unsere Persönlichkeit zu erkennen, müssen wir die Natur des Geistes verstehen. Der Geist besteht aus zwei Teilen – dem Bewusstsein und dem Unterbewusstsein. Das Unterbewusstsein ist unüberschaubar und die Eindrücke, die tief darin geborgen sind, sind nicht leicht zu entdecken und zu analysieren. Doch hin und wieder bricht es aus dem Geist hervor und wir reagieren auf Ereignisse und Situationen negativ. Daher empfindet man eine Art von Ruhelosigkeit und Gefühlen wie Unsicherheit, Angst oder Wut. Die meisten von uns mühen sich durch ihr tägliches Leben, ohne Pause und In-sich-gehen, warum sich diese Gefühle zeigen. In Situationen unseres täglichen Lebens öffnet aber unser Geist ein Fenster, indem er auf Situationen und Erlebnisse negativ reagiert, und schenkt uns einen Blick in seine Natur. Wenn man aufmerksam ist und in seiner Einstellung objektiv, kann man den Weg durch das Fenster finden, das der Geist geöffnet hat. Durch diesen Prozess beginnt man weiter gewahr zu werden, wie der Geist funktioniert und wie er auf verschiedene Impulse reagiert. Dies ist bekannt als Metakognition, was bedeutet, den eigenen Gedankenprozess wahrzunehmen und zu verstehen. Diese besondere Art der Selbstentwicklung gilt für das Gewahr werden des eigenen Köper- und psychologischen Zustandes, der Gedanken, Aktionen, Ideen, Gefühle und Wechselwirkungen mit anderen. Es ist daher ein erster Schritt, negative Emotionen und Reaktionen zu überwinden.

Jemand reagiert gewöhnlich negativ auf Situationen und Ereignisse aufgrund von Eindrücken der Persönlichkeitsfehler im Unterbewusstsein.

Self-awareness-by-observing-oneselfNehmen wir ein Beispiel, Annette wurde unruhig, als ihr Chef ihre Kollegin lobte. Sie dachte den ganzen Tag an diesen Vorfall, was ihre Unruhe noch verstärkte. Sie verzehrte sich mit den negativen Gedanken, ‘Wie sehr ich mich auch bemühe, ich werde nicht einmal bemerkt.’ Kurz gesagt, Annettes Tag verlief nicht gut. Nachdem sie eine Nacht gut darüber geschlafen hatte, vergaß sie es und machte einfach weiter. Die Alternative wäre: Wäre Annette diesem Gefühl der Unruhe gegenüber wachsam gewesen und wäre in sich gegangen, warum sie so empfand, hätte sie einen Einblick in die Funktion ihres Geistes gehabt und verstanden, welcher Persönlichkeitsfehler manifestierte und die Unruhe erzeugte. In Zukunft könnte sie dann lösungsorientierter agieren, die Nervosität in solchen Fällen vermeiden und stabiler bleiben.

Wenn Annette ihre Gefühle und Emotionen in solchen Situationen aufmerksamer beobachtet, gibt es dann weitere Stufen ihrer Selbstwahrnehmung. Zum Beispiel:

  • Wie lange ist sie nervös, bevor es ihr bewusst wird?
  • Wird sie sich dann bremsen können und das Gefühl der Unruhe kontrollieren?
  • Versucht sie dann in sich zu gehen und mehr über sich selbst und ihre Persönlichkeitsfehler zu lernen?
  • Wann entsteht dieses nervöse Gefühl noch? Wer ist dabei involviert?

4. Wie erhöht man die Selbstwahrnehmung – Jemand gibt einem ein Feedback oder sagt einem die Fehler

“Mach diese Musik leiser, Raul“, rief Rauls Vater. “Es gibt keinen Augenblick Ruhe in diesem Haus, wenn du immer so laut Musik spielst.“ Raul unterdrückt einen Fluch und dreht die Musik missmutig leiser.

Es ist nie einfach, Kritik von anderen wegen unserer Handlungen oder unseres Lebens einzustecken. Da kommen Gedanken wie, ‘Warum können die mich nicht verstehen’, ‘ich bin nicht so’, und ‘Ich möchte nichts darüber hören’ in unseren Geist.

Angenommen Raul stoppt einen Augenblick und sieht sich die Situation objektiv an; er könnte vielleicht ein oder zwei Dinge, wie andere ihn sehen, dabei lernen. Wenn uns andere Menschen ein Feedback geben, wenn es auch hart ist, übermittelt es uns einen Schlüssel, wie wir von anderen wahrgenommen werden. Wenn sich jemand aufgrund unserer Handlungen verletzt fühlt, ist es meist wegen einer unserer Persönlichkeitsfehler, der unsere Handlung zu einem Angriff auf den Anderen werden lässt.

5. Wie erhöht man die Selbstwahrnehmung – Fehler anderer beobachten und in sich gehen

Self-awareness-through-observing-othersJeremy und Ruth diskutieren über Hausarbeit. Ruth behauptet, dass Jeremy zuhause nicht genug macht, währen Jeremy lahme Ausreden anbietet, warum er die Hausarbeit nicht zeitgerecht machen konnte. Als deren Freund Mark ihre Argumente hörte, erkannte er, dass er genauso war wie Jeremy. Als dritte Person und gefühlsmäßig nicht beteiligt, konnte Mark klar erkennen, wie kindisch, unlogisch und Ruth zur Verzweiflung bringend Jeremys lahme Ausreden waren. Als er diese Auswirkungen sah, entschloss sich Mark, seine eigene Faulheit zu überwinden und seiner Frau zuhause zu helfen, ohne Entschuldigungen zu erfinden.

Das ist ein Beispiel dafür, wie man durch Beobachtung einer Situation in der andere Menschen involviert sind, ein tieferes Verständnis von sich selbst erlangen kann. Da man von der Situation emotional nicht tangiert ist, kann man objektiver sein und die Möglichkeit zu lernen ist größer.

6. Unsere Träume können uns auch etwas über uns erzählen

Manchmal zeigen sich stärkere Eindrücke unseres Unterbewusstseins in unseren Träumen so stark, dass wir uns an den Traum erinnern und sogar daraus lernen können. Eine Gottsuchende hatte einen Traum, in dem sie sich fürchtete, zum Podium zu gehen und einen Vortrag zu halten. Sie wachte schweißüberströmt auf und konnte eine Stunde lang nicht mehr einschlafen. Über solche Träume sollte man nachdenken, da sie ein Licht auf tiefere Dinge in unserem Unterbewusstsein werfen.

7. Zusammenfassung

  • Seiner selbst gewahr zu werden ist der erste Schritt zur Überwindung von Persönlichkeitsfehlern.
  • Selbsterkenntnis kann erreicht werden, indem man seine eigenen Fehler beobachtet, andere um ein Feedback bittet, die Fehler von anderen objektiv beobachtet und durch Träume.
  • Wann immer man emotional, instabil, nervös oder traurig ist, sollte man aufmerksam werden und tief in sich gehen. Es ermöglicht gewöhnlich eine Einsicht in einen Persönlichkeitsfehler, der dabei angesprochen wird.
  • Wir sollten offen sein, über uns zu lernen und den Mut haben, die Kritik anderer anzunehmen. Dadurch können wir unsere Fehler objektiv analysieren und praktische Lösungen finden, um uns zu verbessern.