Es gibt zwei Arten von Gebeten. Man unterscheidet hierbei nach dem Zweck (Grund oder Ziel) des Betens.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Das Gebet mit weltlichen Erwartungen
- 2. Das Gebet ohne irdische Erwartungen (für spirituelles Wachstum)
- 3. Vergleich zwischen den beiden Arten des Betens
- 4. Wie Gebete sich verändern, wenn Gottsuchende spirituell wachsen
- 5. Anleitung Seiner Heiligkeit Dr. Athavales bezüglich des Betens mit und ohne Erwartungen
- 6. Zusammenfassung
1. Das Gebet mit weltlichen Erwartungen
Dies ist die am meisten verbreitete Art des Gebets. Man sagt diese Gebete mit der Erwartung der Erfüllung weltlicher Bedürfnisse oder Wünsche. Das Gebet kann oder kann auch nicht von anderen Schritten der Spirituellen Praxis begleitet sein.
Einige der Gebete mit weltlichen Erwartungen sind Gebete für:
- Grobstofflich materieller Bedarf wie eine Arbeit, einen Partner, ein Kind usw.
- Feinstofflich materieller Bedarf wie das Gesunden von einer Krankheit, Glück usw.
Gebete, die in der Erwartung gesprochen werden, dass weltliche Wünsche in Erfüllung gehen, werden in der Regel von Menschen getan, die am Anfang ihres spirituellen Weges stehen. Selbst bei diejenigen, deren Gebete für weltliche Anforderungen regelmäßig beantwortet werden, kann man sagen, dass sie noch am Anfang ihres spirituellen Weges stehen. Menschen, die sich auf einer höheren Stufe ihres spirituellen Wachstums befinden, geht es beim Beten nur mehr um ihr spirituelles Wachstum bzw. Vorankommen, wie wir im nächsten Abschnitt erklären werden.
Wenn wir um unser weltliches Wohlergehen oder das eines anderen beten, kann es sein, dass wir erhört werden. Wir verschwenden hierdurch jedoch unsere spirituelle Energie, die wir durch unsere Spirituelle Praxis erworben haben. Diese spirituelle Energie haben wir entweder in diesem oder einem früheren Leben erworben.
Menschen, die weiterhin ihr ganzes Leben lang nur um ihr weltliches Wohlergehen, d.h. mit Erwartungen beten, benutzen das Gebet, um ein kleines Etwas von Gott zu bekommen, anstatt darnach zu streben, ihre Spirituelle Praxis zu erhöhen, um die allumfassende, immerwährende Gnade Gottes zu erlangen. Der besondere Nachteil dieser Art von erwartungsvollem Gebet ist, dass man in weltlichen Wünschen und Bedürfnissen verhaftet bleibt, anstatt darüber hinauszuwachsen und sich Gottes Willen zu überantworten, also fähig zu werden, es Ihm zu überlassen, was Er uns Seinen Vorstellungen nach zur Verfügung stellt (und nicht unseren persönlichen Wünschen entsprechend).
2. Das Gebet ohne irdische Erwartungen (für spirituelles Wachstum)
Diese Art von Gebet wird von Gottsuchenden gebetet, die ihren spirituellen Weg ernst nehmen. In solchen Gebeten ist auch ein intensives, inständiges Bitten (Flehen) zu Gott enthalten, dies ist aber nicht an irdische Erwartungen geknüpft. Die Erwartungen sind stattdessen, in der Spirituellen Praxis besser zu werden, um des spirituellen Fortschritts bzw. Wachstums willen. Gottsuchende könnten darum beten, dass Hindernisse in ihrer Spirituellen Praxis beseitigt werden mögen, dass ihr Ego verringert wird usw.
Gottsuchende, die ohne weltliche Erwartungen beten, gewinnen doppelt. Sie werden sowohl mit spirituellem Wachstum, als auch mit der Deckung ihrer materiellen Bedürfnisse gesegnet, da sich Gott ihrer ganz annimmt. Da diese Menschen mit viel mehr Hingabe beten, als diejenigen mit weltlichen Erwartungen, sind sie imstande, auch viel mehr von der Gnade Gottes zu empfangen. Auch trägt die Hingabe zu Gott zur Auflösung ihres Geistes, Intellektes und Egos bei. Diese beiden Faktoren zusammen haben ein schnelleres spirituelles Vorankommen zur Folge.
3. Vergleich zwischen den beiden Arten des Betens
Gebet mit weltlichen Erwartungen |
Gebet ohne weltliche Erwartungen |
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4. Wie Gebete sich verändern, wenn Gottsuchende spirituell wachsen
Aspekt des Lebens |
Mit Erwartungen |
Erwartungslos |
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Gott, ich habe eben das Vorstellungsgespräch beendet, bitte lass mich die Arbeit bekommen. Ich brauche sie wirklich! |
Gott, ich habe eben das Vorstellungsgespräch beendet und überantworte das Ergebnis in Deine Hände. Bitte segne mich mit der Stärke, das Ergebnis nach Deinem Willen anzunehmen. |
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Gott, ich liebe diesen Menschen. Bitte mach, dass diese Person mich ebenso liebt, wenn nicht sogar mehr. |
Gott, Du weißt am besten, ob dieser Mensch für mich bestimmt ist. Ich weiss auch, ob ich für dieses Leben nun einen Partner finde oder nicht, es ist mein Schicksal. Aber bitte schütze meine Spirituelle Praxis, egal wie mein Weg auch aussehen wird. |
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Gott, ich kann diese Krankheit nicht mehr ertragen. Bitte heile mich. |
Gott, bitte schenke mir die Stärke, diese Krankheit so zu ertragen, dass sie mich von meiner Spirituellen Praxis nicht ablenkt. |
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Gott, bitte rette mein Kind. Ich werde alles tun. Wenn Du mein Kind rettest, werde ich die Hälfte meines nächsten Gehalts einem Waisenhaus spenden. |
Gott, mein Kind ist schwer krank. Wir haben alles getan, was wir konnten. – Ich weiß, Du liebst es noch viel mehr als ich. – Ich überantworte es in Deine Hände. |
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Gott, dies ist der schmerzlichste Teil meines Lebens. Bitte rette mich davon und beende sie. |
Gott, bitte gib mir die Stärke, diesen Schmerz durchzustehen und zeige mir, was ich aus spiritueller Sicht daraus lernen soll. Bitte lass meine Spirituelle Praxis ohne Behinderungen weiterhin vorangehen. |
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Gewöhnlich nicht vorhanden |
Gott, lass mich in meinem Glück immer an Dich denken und daran, dass nur Du mich damit gesegnet hast. Möge ich mich im Glück genauso nach Dir sehen, wie wenn ich unglücklich bin. |
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Gewöhnlich nicht vorhanden |
Gott, danke, dass Du mir einen weiteren Tag geschenkt hast, um Spirituelle Praxis zu machen. Bitte lass mich Dir nach Deinem Willen dienen und segne mich mit der Fähigkeit, meine Spirituelle Praxis zu verbessern. |
5. Anleitung Seiner Heiligkeit Dr. Athavales bezüglich des Betens mit und ohne Erwartungen
1. Durchschnittlicher Mensch: Jemand, der etwas im weltlichen Leben möchte, bittet Gott darum. Er versteht nicht, dass Gott ihm ohne Hingabe nichts schenken wird, auch wenn er darum betet. Wenn jemand trotz vieler Gebete nichts erhält, lässt sein Vertrauen zu Gott nach.
2. Diejenigen, die nach Bhaktiyoga (Weg der Hingabe) Spirituelle Praxis machen: Es beten nur diejenigen, die dem Weg des Bhaktiyoga (Weg der Hingabe) folgen, während diejenigen, die Spirituelle Praxis nach anderen Wegen machen wie dem Weg der Handlung (Karmayoga), dem Weg des Wissens (Dnyanyoga) usw., meist nicht beten.
- Derjenige versteht nicht, dass Gott das Erwünschte ohne wahre Hingabe und Bhav (spirituelle Emotion) beim Beten nicht gewährt.
- Er versteht nicht, dass es sinnlos ist, um die Erfüllung eigener Wünsche zu bitten, da alles Geschehen sich nach Gottes Willen erfüllt. Spirituelle Praxis wird genau genommen nur ausgeübt, um die eigenen Wünsche zu beseitigen.
- Da viele Menschen nicht wissen, worum sie bitten sollten, und das, worum sie bitten, nicht zur Vervollkommnung der Spirituellen Praxis dient, gewährt Gott es nicht.
- Der größte Gewinn des Gebetes besteht darin, dass es die Beseitigung unseres Egos unterstützt.
- Wenn wir überhaupt zu Gott beten wollen, wäre Folgendes ein geeignetes Gebet: ‘Möge ich für meine Spirituelle Praxis Unterstützung erhalten.’
- Sobald der hingebungsvolle Beter sich spirituell entwickelt hat, bittet er Gott um nichts mehr, weil er weiß, dass Er ihm zu gegebener Zeit alles Notwendige schenkt.’
– Seine Heiligkeit Dr. Athavale
6. Zusammenfassung
Zusammenfassend können wir folgende Faustregel im Kopf behalten, wenn wir beten:
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Wenn es ein Gebet ist, welches die fünf Sinne, Geist und Intellekt in den Mittelpunkt stellt und bestärkt, so ist es ein Beten mit weltlichen Erwartungen.
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Wenn es im Gebet darum geht, Anstrengungen zu unternehmen, die Seele (Gott in uns) zu erfahren, so ist es ein Beten ohne weltliche Erwartungen.